Workshop 3d

Praxistransfer mathematischer Methoden mit Hilfe von Software – Erfahrungen und Austausch

Themenkategorie E: Kommunikation von Inhalten zwischen Wissenschaft und Praxis
 

Insbesondere im Bereich der Energiesystemanalyse liegen Forschungsergebnisse häufig in Form von mathematischen Modellen, Simulationswerkzeugen oder Plug-Ins zu kommerziellen Optimierungswerkzeugen vor. Der Transfer dieser Forschungsergebnisse in die Praxis gestaltet sich oft besonders schwierig, weil die Ergebnisse oft nur schwer von anderen Parteien verwertbar sind. Quellcodes funktionieren oft nur in einer ganz bestimmten Entwicklungsumgebung und Modelle sind häufig sehr stark auf die Anwendungsfälle im Forschungsprojekt angepasst. Selbst eine Veröffentlichung von Quellcode führt nicht zwangsläufig zu einer Reproduzierbarkeit von Ergebnissen. Für die eigenständige Verwertung von Forschungsergebnissen ist oft ein sehr hoher Aufwand zu treiben, um die akademischen Tools in einen kommerziell nutzbaren Zustand zu versetzen. Dieser Aufwand ergibt sich aus der Gestaltung ansprechender Nutzerschnittstellen (GUI), der Implementierung von Im- und Exports für Anwenderdaten, Qualitätssicherung der Software und Sicherstellung der Softwarewartung über längere Zeiträume nach dem Ende des Forschungsprojekts sowie Lizenzfragen bei der Einbindung von Drittbibliotheken.

Die Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik (GFaI e.V.) ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut mit 120 Mitarbeitenden aus den Disziplinen Informatik, Mathematik, Ingenieurwissenschaften und Physik mit über 30 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der angewandten Informatik und des Praxistransfers. Die kommerzielle Verwertung von Forschungsergebnissen ist wesentlicher Bestandteil der Finanzierung der GFaI.
Im Rahmen eines Workshops wird die GFaI Erfahrungen aus der Kommerzialisierung der Software TOP-Energy vorstellen. Dies wurde vor 15 Jahren in einem Forschungsprojekt entwickelt und hat jetzt ca. 150 Anwender in verschiedenen europäischen Ländern. Dabei ist es das Ziel gemeinsam nützliche Hinweise herauszuarbeiten und Fallstricke zu identifizieren. Der Schwerpunkt wird dabei nicht auf der inhaltlichen Entwicklung von Modellen und Algorithmen liegen, sondern auf dem Weg von einem funktionsfähigen Algorithmus zu einem Produkt oder einer Anwendung in der Praxis. Diskutiert werden Ansprüche von Praxisanwendern im Bereich Benutzerführung, Wartung, Qualitätssicherung, Plattformunabhängigkeit, Dokumentation, sowie Herausforderungen im Vertrieb und die Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher Innovation und dem Stand der Technik in der Praxis. Außerdem wird diskutiert, ob ein solcher Praxistransfer aus einem Lehrstuhl, einer Ausgründung oder über einen Projektpartner organisiert werden sollte.

Der Workshop gliedert sich in drei jeweils halbstündige Teile. Im ersten Teil werden methodische Herausforderungen bei der Softwareentwicklung diskutiert, im zweiten Teil geht es um nicht-fachliche Anforderungen aus der Praxis und im dritten Teil um Organisationsstrukturen für den Praxistransfer. Jeder Teil wird einen 20 minütigen Vortrag mit Erfahrungen aus vergangenen Projekten und eine 10 minütige Diskussion beinhalten. Die Vortragsteile werden, wenn es technisch möglich ist, mit Zwischenumfragen versehen werden, um Feedback aus dem Auditorium einzuholen. Durchgeführt wird der Workshop von Herrn Dr. Stefan Kirschbaum, der am Lehrstuhl für technische Thermodynamik in Aachen promotiviert hat und nun Bereichsleiter bei der GFaI in Berlin ist. Herr Kirschbaum ist seit 15 Jahren für die Entwicklung und Vermarktung von TOP-Energy zuständig.